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Stadtflucht oder Landflucht oder beides?

Weltweit ist ein Trend zum Wohnen in der Stadt zu beobachten. Das ist in Deutschland nicht anders, allerdings deuten sich Änderungen an.

Deutschlands Großstädte erleben seit Jahren einen Einwohnerboom. Berlin ist zwischen 2011 und 2017 jedes Jahr um 1,4 Prozent gewachsen, Hamburg und München um mehr als ein Prozent. Für das Bevölkerungswachstum sorgen vor allem junge Inländer und Zuwanderer, die zum Studieren oder Arbeiten in die Städte ziehen. Das ist die Aussage einer aktuellen Studie des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW).

Seit einiger Zeit zeigt sich indes, dass wieder mehr Menschen ins Umland der Großstädte ziehen. Viele verlassen die Zentren mit Beginn der Familiengründung, weil sie sich die hohen Wohnkosten dort nicht mehr leisten können.

Die Umkehrung des Trends zum Wohnen in der Stadt beobachtet das IW-Institut bereits seit 2014. Davor waren die Immobilien in den Großstädten vergleichsweise preiswert. Inzwischen gäbe es jedoch kaum günstige Wohnungen oder Häuser. Beispielhaft für diese Entwicklung seien dicht bebaute Städte wie München oder Stuttgart.

Ländlich geprägte Kreise mit schlechter Infrastruktur profitieren von der neuen Stadtflucht aber kaum. Regionen mit schlechter Anbindung an den öffentlichen Nahverkehr und schlechter Breitbandversorgung schrumpfen ungeachtet des Trends weiter, während der Stadtrand und die Speckgürtel von dieser Entwicklung begünstigt sind.

Das ILS Institut für Landes- und Stadtentwicklungsforschung bestätigt diese Aussage weitgehend, ergänzt jedoch, dass die Menschen nicht nur in die Metropolregionen von Berlin, Hamburg, München oder Köln zögen, sondern auch in Mittel- und Kleinstädte in ländlichen Räumen. Die Reurbanisierung bringt nicht allen Städten gleichermaßen Vorteile. Der sogenannte „Überschwappeffekt“ wirkt sich auf Kommunen am Rande der Großstädte direkt aus, während große Großstädte über Suburbanisierungsprozesse Bevölkerung verlieren.